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Interviewreihe „GEGEN Rechts!“

  • 08.05.2023
  • Geschäftsstelle
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Schau doch mal rein!

Heute stellen wir Burak Koc (25) kurz vor. Er ist, nach seiner aktiven Zeit als Basketballer, Trainer der III. Herren bei Rasta Vechta. Burak ist in Deutschland geboren, studierter Betriebswirt und ist mittlerweile erfolgreich selbständig tätig. Seine Wurzeln liegen elterlich- und großelterlichseits in der Türkei.

Hallo Burak, wie geht es Dir?

Hallo NBV, mir geht’s gut und Euch hoffentlich auch.

Stell´ Dich doch bitte einmal kurz vor und sag´ uns, wo Deine Wurzeln sind.

Ich heiße Burak Koc und bin 25 Jahre alt. Ich selbst bin in Deutschland geboren, meine Eltern kommen jedoch gebürtig aus der Türkei, sodass ich mit zwei Kulturen aufwachsen durfte. Mein Vater war schon mit 11 Jahren mit meinen Großeltern nach Deutschland gekommen. Mein Großvater war der typische Gastarbeiter damals.

Was machst Du zurzeit? (Beruflich, Ehrenamtlich im Verein oder sonst)

Ich habe vor einem Jahr mein Studium als Betriebswirt erfolgreich beendet und bin seither selbstständig im Bereich von Zaunhandel sowie der Montage. Nebenbei bin ich Trainer der III. Herren von Rasta Vechta, in der ich auch vor kurzem noch das Trikot auf dem Feld getragen habe.

Wie bist Du zu dieser Aufgabe gekommen?

In den letzten Jahren musste unser damaliger Trainer Timo Dietzler aufgrund von Zeitmangel das Coachen für uns aufgeben, sodass wir 2-3 Spielzeiten ohne wirklichen Trainer aufs Parkett gestiegen sind. Mit der Zeit fehlte einem der Ansporn und es wurde mehr zu einem lustlosen Gezocke. Dann habe ich mit der Mannschaft gesprochen und mitgeteilt, dass ich, falls alle mit der Disziplin und den Regeln meinerseits einverstanden sind, mein Trikot beiseitelege und den Fokus auf das Trainersein für die Mannschaft lege. Seither bin ich der Coach und es macht mir von Tag zu Tag mehr Spaß die Entwicklung zu sehen.

Treibst Du aktiv Sport?

Ich selbst liebe Basketball als Sportart und kann es nicht seinlassen, den Ball in die Hand zu nehmen und von Downtown den ein oder anderen Dreier zu versenken. Aktiv betreibe ich derzeit allerdings nur Fitness.

Fühlst Du Dich integriert in Vechta bzw. generell in Deutschland?

Aufgrund der Tatsache, dass ich hier geboren und aufgewachsen bin, fühle ich mich auf jeden Fall integriert. Natürlich bin ich neben der deutschen Kultur auch mit der türkischen Kultur aufgewachsen, was mich aber nicht weniger integriert macht, sondern mir das Privileg gibt, das beste von beiden Seiten aufnehmen zu können. Ich sehe es somit positiv.

Bist Du schon einmal mit Fremdenfeindlichkeit konfrontiert worden?

Ja! Leider ist Fremdenfeindlichkeit ein Begriff des Alltags. Egal wie sehr ich der deutschen Sprache und der Kultur mächtig bin, gibt es optische Hindernisse eine barrierefreie Gemeinschaftskultur zu genießen. Da man an meinem Aussehen bzw. an meinem Namen eine Migration erkennen kann und damit dann leider Vorurteile einhergehen.

Wenn ja, magst Du ein wenig davon erzählen und wie Du ggf. darauf reagiert hast?

Da gibt es einige Beispiele von unserem Nachbarn (seit 22 Jahren) ständiges Anmachen mit Anspielung auf unsere Herkunft mit Sätzen wie „in Deutschland läuft es anders“ oder Vermieter (während des Studiums) die bei meiner Ankunft aus dem Haus laut rufen „nicht schon wieder Türken“ oder auch Personen in öffentlichen Verkehrsmitteln, die meinen im Auftrag der deutschen Kulturpolizei alles nicht deutsch Aussehende anpöbeln zu müssen.

In der Regel lasse ich mich auf solch ein Niveau nicht herab und entgegne den feindlichen Aussagen mit meinem Hochdeutsch aus der Uni und zeige klar, wer von beiden die qualitativere Bildung genossen hat, und behalte meine Höflichkeit bei, damit mein Gegenüber keine weiteren Angriffspunkte für sein verzerrtes Weltbild hat.

Vielen Dank für Deine Zeit und Mühe, wir wünschen Dir für Deinen weiteren Weg alles Gute!